Anna Rossinelli: Die Musik ist das Öl in ihrem Getriebe
Eurovision Songcontest, Schauspielkarriere, unzählige Konzerte in- und ausserhalb der Schweiz, Jurorin bei „The Voice of Switzerland“, Nummer 1 Alben: Die Liste der Erfolge, rund um Anna Rossinelli und ihre Band scheint endlos. 17 Jahre Bandgeschichte bieten aber viel mehr Tiefe als nur aufregende Schlagwörter über medienwirksame Errungenschaften. Wer wirklich zuhört, lernt etwas über innige Freundschaft, das Elternsein, ohne die eigene Identität zu verlieren und über Kunst, die weit über eine berühmte Person hinaus geht.
Die Anfänge von Anna Rossinelli hätten zufälliger und unschuldiger nicht sein können: Eine coole Rockband sucht eine Sängerin. Sie ist erst 15 Jahre alt, ihre Stimme aber schon so überzeugend, dass sie direkt aufgenommen wird. Rückblickend wurde damals schon der Grundstein für ihr jetziges Projekt gelegt - ihr heutiger Bassist ist nämlich ebenfalls Teil dieser Band. Gemeinsam werden sie den Weg weiter bestreiten und gründen schlussendlich vor 17 Jahren ihre bis heute bestehende Band. Anna Rossinelli schenkt dem Projekt nicht nur ihre Stimme und eine Identifikationsfigur, sondern auch direkt ihren Namen. Nichts, was innerhalb der Band je zu Konflikten geführt hat - im Gegenteil. Alle haben ihren Platz, ihre Stärken, mit denen sie die Schwächen der anderen ausgleichen, jede Person ist ein wichtiges Zahnrad im ganzen System.
Gemeinsam spielen die drei erstmal Strassenmusik, eine ganze Weile läuft die Karriere „nicht mal so erfolgreich“. Bis der Durchbruch gelingt, als sie die Schweiz 2011 am Eurovision Songcontest vertreten. Für einen Sieg reicht es nicht, der Rummel danach wird ihnen manchmal zu viel, aber die Türen sind geöffnet. Es folgen 6 Studioalben, alle davon landen in den Top 10 der Schweizer Albumcharts. Die Band steht vor der Veröffentlichung von Album Nr. 7 – es wird den Titel „Heat“ tragen. Genauso wie die bereits veröffentlichte Single, die bereits den Sprung in die Top 10 der Schweizer Radio-Airplay-Charts geschafft hat. Etwas, was für die Band von grosser Bedeutung ist, aber auch niemals erzwungen wird: „Wir wollen rohe Musik machen. Es soll nahbar sein“. Jedes Mal, wenn diese persönliche Verbindung zur eigenen Musik bedroht ist, kommen die drei zurück auf den ursprünglichen Pfad und damit zurück zu was wirklich zählt: das gemeinsame Musik machen. „Ein Teil unseres Erfolgsrezeptes ist bestimmt, dass wir auch einfach wahnsinnig gute Freunde sind. Wir legen viel Wert darauf, mehr als nur Bandkollegen zu sein“.
Das Navigieren durch die Schweizer Musikszene, die verschiedenen Phasen des Lebens und des Erfolgs, genauso wie Misserfolgs, fällt nicht immer leicht. Vielleicht auch weil über diesen Teil weniger gesprochen wird: „Niemand schmückt sich mit seinen Misserfolgen, aber es wäre ehrlicher zu erzählen, dass die auch dazugehören“. Manchmal geht die Rechnung nicht auf und dann hat man wenig Lust auf Belanglosigkeiten, die von Personen in der Öffentlichkeit manchmal verlangt werden. Und manchmal leidet die Kreativität wegen dem Baby-Geschrei. Trotzdem zieht es die drei immer wieder zurück in den Bandraum. Mittlerweile sind alle Mitglieder Mutter und Väter, die Arbeitszeiten sind dadurch weniger flexibel. Aber für Anna Rossinelli ist immer klar gewesen, dass sie nunmal Mutter und Sängerin gleichzeitig sein will: „Es braucht Kraft und Mut dranzubleiben. Damit möchte ich schlussendlich auch ein Vorbild sein: Es ist möglich Mutter zu sein und gleichzeitig eine Karriere zu haben. Das ist bei mir aber sowieso gar nie zur Debatte gestanden“. Vielleicht wird die Sängerin auch deswegen nie müde, sich in neuen Dingen auszuprobieren. 2020 coacht sie Gesangstalente als Jurorin bei „The Voice of Switzerland“. Der grosse Coup vor der Kamera gelingt ihr mit einer Rolle als Polizistin in der Schweizer Kultserie „Tschugger“. Es zeigt offensichtlich wie viele Facetten Anna Rossinelli hat und dass die Berufsbezeichnung „Sängerin“ niemals ausreichend sein wird. Auch wenn sie wohl noch nicht fertig ist mit dem Experimentieren, die Musik bleibt das Öl in ihrem Getriebe. Immer wieder gemeinsam in den Bandraum, immer wieder das Hochleben der Freundschaft und der Kunst und immer wieder auch die Dankbarkeit darüber, dass man davon leben kann: „Viele träumen von einem Leben, wie wir es führen“. Dieses Leben und die Bandgeschichte von Anna Rossinelli wird weitergeschrieben.
ANNA ROSSINELLI
ist im April 1987 in Basel geboren. Bereits als Kind liebte sie es zu singen und vor Publikum aufzutreten. Deswegen besuchte sie schon in ihrer Schulzeit Klassen mit speziellem Musikschwerpunkt. Mit 16 Jahren ging sie schliesslich für drei Jahre an die allgemeine Jazzschule Basel, wo sie neben Gesang, Musiktheorie und Gehörbildung auch Klavierunterricht nahm. Die erste Bühnenerfahrung als Solistin machte Anna bereits mit 13 Jahren. Im Jahr darauf gründete sie ihre erste Acapella Gruppe und wurde Mitglied einer Rock-Pop Band. Seitdem sammelte sie mit verschiedenen Bands weitläufige Bühnenerfahrung und nahm an unterschiedlichsten Studioprojekten teil. Seit 2008 ist Anna mit Manuel und Georg unterwegs, machte mit ihnen eine Strassenmusik-Tour durch Europa. 2010 gewann Anna mit ihrer Band die schweizer Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest und erreichte in diesem im darauffolgenden Jahr das Finale. Es folgte das erste Album "Bon Voyage" und eine ausgedehnte Tour. Ausserdem sang sie gemeinsam mit James Morrison an dessen Konzerten im Zürcher Hallenstadion und am Live At Sunset Festival, stand mit Andreas Vollenweider auf der Bühne, performte mit Adrian Stern.
MANUEL MEISEL
ist im September 1983 in Basel geboren. Bereits mit sechs Jahren begann er mit Schlagzeugunterricht. Mit 16 Jahren entschied er sich für den Wechsel vom Schlagzeug zur Gitarre. Während fünf Jahren nahm er Unterricht an der Musik-Akademie Rheinfelden. Danach besuchte er zwei Jahre die Allgemeine Jazzschule Basel und wurde neben Gitarre auch in Harmonielehre und Gehörbildung unterrichtet. Manuel sammelte in verschiedenen Bands und Rap-Combos schon früh Live- und Studio-Erfahrung.
GEORG DILLIER
ist im August 1982 in Basel geboren und begann im Alter von 14 Jahren mit dem Bassspielen – der Bass war ein Geschenk eines Freundes. Kurz danach entschied er sich für die ersten Bassstunden und spielte auch schon bald in verschiedenen Bands. Nach der Matura besuchte er für drei Jahre die Allgemeine Jazzschule Basel. Danach studierte Georg e-Bass im Bereich Jazz und Pop in Winterthur. In Nebenfächern spielte er Klavier und Kontrabass. Daneben hat er sich autodidaktisch das Spielen auf der Gitarre angeeignet. Bereits davor hat der junge Musiker in verschiedenartigen Formationen live und im Studio gespielt.